Die Nachfrage wächst rasant: Gründen Sie jetzt einen ambulanten Pflegedienst! 

10. Oktober 2023 5 min. Lesezeit

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Die Nachfrage wächst rasant: Gründen Sie jetzt einen ambulanten Pflegedienst! 

Die Pflege ist die Branche der Menschlichkeit – und in Zeiten der alternden Gesellschaft eine Branche mit gigantischem Wachstumspotenzial. Sie möchten diesen wachsenden Markt nutzen und einen positiven Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten?  

Wir haben alle wichtigen Informationen zusammengefasst, die Sie bei der Gründung des ambulanten Pflegedienstes beachten sollten! 

 

Wer kann einen Pflegedienst gründen? 

Das Sozialgesetz sieht vor, dass ausschließlich ausgebildete Pflegefachkräfte mit Zusatzqualifikation einen ambulanten Pflegedienst leiten dürfen (§ 71 SGB XI).  

Die Pflegedienstleitung muss eine dieser Ausbildungen absolviert haben: 

  • Gesundheits- und Krankenpfleger:in 
  • Altenpfleger:in 
  • Pflegefachkraft 

Natürlich können Sie nicht direkt nach der Ausbildung einen ambulanten Pflegedienst gründen – hier ist Berufserfahrung erforderlich! Innerhalb der letzten acht Jahre müssen Sie mindestens zwei Jahre in Ihrem Ausbildungsberuf gearbeitet haben. 

Eine Pflegedienstleitung muss ihre Mitarbeiter:innen führen können und den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes sicherstellen. In der Berufspraxis lernt man das nicht. Deshalb müssen Sie eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung (PDL) mit einem Mindestumfang von 460 Stunden absolvieren oder ein vergleichbares Studium, wie Pflegemanagement. Wenn Sie selbst diese Qualifikationen nicht vorweisen können, ist es trotzdem möglich, einen Pflegedienst zu gründen – wenn Sie eine Pflegedienstleitung einstellen. 

Das alles sind Kriterien, die von anderen geprüft werden. Doch mindestens ebenso wichtig ist, dass sie sich selbst prüfen: 

  • Haben Sie genügend Energie für lange Arbeitsnächte? Haben Sie bei Rückschlägen den Mut, wieder aufzustehen? Aller Anfang ist schwer – das ist bei der Gründung eines Pflegedienstes nicht anders. Mit der Routine kommt die Erleichterung. 
  • Es wird von Ihnen erwartet, dass Sie bei Patient:innen und Mitarbeiter:innen Mitgefühl zeigen. Mitleid hingegen ist schädlich. Denn nur durch klare Grenzen können Sie die Interessen Ihres Betriebes vertreten und Ihre seelische Gesundheit schützen.  

Voraussetzungen erfüllt? Dann erstellen Sie einen Businessplan! 

Es bringt nichts, wenn Sie sich Ideen ausmalen – Sie müssen sie schon aufschreiben. Denn nur so werden diese Ideen bei potenziellen Investoren zum Leben erweckt.  

Ein Businessplan muss also her – nicht nur für Investoren, sondern auch für Sie selbst. Denn so merken Sie ziemlich schnell, ob Ihr Plan noch Lücken aufweist. Der Businessplan ist typischerweise folgendermaßen aufgebaut: 

Zusammenfassung 

Bieten Sie Ihren Leser:innen einen kurzen Überblick und stellen Sie die wichtigsten Kennzahlen vor: 

  • Name Ihres Unternehmens und der Gründer 
  • Kurzvorstellung Ihrer Geschäftsidee  
  • Gesamtkapitalbedarf 
  • Erwartetes Umsatzvolumen 

Vorstellung der Gründerpersonen 

Sprechen Sie Ihre oben genannten Qualitäten aus. Beschreiben Sie, wie Sie eventuelle Defizite ausgleichen können. 

Vorstellung Ihrer Dienstleistung 

In diesem Abschnitt beschreiben Sie Ihr Vorhaben ausführlich und gehen auf die Alleinstellungsmerkmale ein. Eine Spezialisierung Ihres Pflegedienstes, zum Beispiel auf Alzheimer- oder Autismuspatient:innen, kann dabei helfen, sich am Markt zu etablieren. 

Marktanalyse 

Sie sollten Ihre Patienten genau beschreiben: Welche Bedürfnisse sie haben, in welchem Gebiet sie sich befinden und mit welcher Nachfrage sie rechnen. Beim Statistischen Bundesamt, bei den Pflegekassen oder bei Ihren Städten können Sie Statistiken zum Pflegebedarf und zur demografischen Entwicklung in Ihrer Region erfragen.  

Wettbewerbsanalyse 

Beschreiben Sie, welche Pflegedienste sich bereits in Ihrem Gebiet etabliert haben, welchen Ruf sie genießen und wie sie sich von ihnen abgrenzen möchten.  

Standortanalyse  

Erklären Sie die Wahl Ihres Standortes. Ein guter Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel ist ebenso wichtig wie eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto. Nicht nur für Ihre Mitarbeiter:innen, sondern auch für den Fuhrpark müssen genügend Parkplätze vorhanden sein.  

Werbung 

Beschreiben Sie, wie Pflegebedürftige von Ihrem Pflegedienst erfahren sollen. Benötigen Sie eine Webseite, sind Sie auf Social Media aktiv oder setzen Sie lieber auf Print-Produkte, wie Plakate, Flyer oder Anzeigen?  

Wahl der Rechtsform 

Mit der Unternehmensform des Einzelunternehmens haben Sie bei der Gründung die wenigsten Formalitäten zu beachten und Sie tragen die niedrigsten Kosten. Der Nachteil zeigt sich jedoch langfristig und ist nicht zu unterschätzten: Sie haften mit Ihrem Privatvermögen! Weitere Informationen finden Sie in der Tabelle.  

Pflegedienst eröffnen

Fachkräfte 

Ohne Personal können Sie Ihren Pflegedienst nicht führen. Es muss gewährleistet sein, dass sich die Mitarbeiter:innen gegenseitig vertreten können. Die vorgeschriebene personelle Mindestbesetzung unterscheidet sich je nach Bundesland. Auch die Pflegedienstleitung macht mal Urlaub oder fällt aufgrund von Krankheit aus. Für diese Fälle müssen Sie eine stellvertretende Pflegedienstleitung angeben, die die Weiterbildung zur Pflegedienstleitung (PDL) jedoch nicht abgeschlossen haben muss. 

Beschreiben Sie, welches Personal Sie wann einstellen möchten, welche Qualifikation es nachweisen sollte. Der Pflegenotstand ist in aller Munde – auch bei Ihren Investoren. Beschreiben Sie, wie Sie lokal Ihr Personal akquirieren und binden möchten. Auch auf Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sollten Sie eingehen. 

Chancen und Risiken  

In diesem Abschnitt beschreiben Sie die drei größten Chancen und die drei größten Risiken für Ihr Unternehmen.  

Finanzplan  

Hier beschreiben Sie detailliert, wie Sie das Vorhaben finanzieren möchten. Gerade am Anfang müssen Sie jedoch viel Geld investieren. Es muss nicht nur an die Fahrzeugflotte, sondern auch an die Ausstattung Ihrer Räumlichkeiten gedacht werden: Möbel, technische Geräte. Pflegehilfsmittel und Arbeitskleidung dürfen ebenfalls nicht fehlen. Damit Sie bei alldem keinen Fehler machen, können zudem noch Kosten für die Existenzgründerberatung anfallen. 

Das alles sind Kosten, die Sie einmal in die Hand nehmen. Dazu kommen dann die laufenden Kosten für die Miete der Räumlichkeiten, Löhne und Weiterbildungskosten Ihres Personals sowie mögliche Leasinggebühren für Ihren Fuhrpark. Hinzu kommen Steuern und Versicherungsbeiträge sowie Geld für Marketingmaßnahmen. 

Die Gründung eines Pflegedienstes ist auch dann möglich, wenn Ihnen kein Eigenkapital zur Verfügung steht – dank staatlicher Unterstützung und Förderprogrammen.  

Tipp: Sie möchten wissen, welche Fördermittel für Sie infrage kommen? Dann machen Sie hier den Check. 

Pflegedienste sind verpflichtet, einen Jahresabschluss vorzulegen, um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachzuweisen. Führen Sie von Anfang an Buch über Ihre Finanzen! 

Tipp: Verschwenden Sie keine Zeit mit der Rechnungserstellung und dem Mahnwesen, sondern engagieren Sie einen Abrechnungsdienstleister.  

Bürokratische Hürden: Diese Formalitäten müssen Sie berücksichtigen

  • Sie müssen Ihren ambulanten Pflegedienst beim Gesundheitsamt anmelden. Die benötigten Dokumente weichen je nach Bundesland voneinander ab. 
  • Über den Betriebsnummern-Service der Bundesagentur für Arbeit müssen Sie eine Betriebsnummer beantragen, damit Sie als Arbeitgeber identifiziert werden können. 
  • Melden Sie Ihren Pflegedienst beim Finanzamt an. Dort erfahren Sie, ob Sie zusätzlich eine Gewerbeanmeldung brauchen. 
  • Bei der IK-Vergabestelle, dem DGUV-Spitzenverband, müssen Sie eine Nummer beantragen, das sogenannte IK (Institutionskennzeichen). 
  • Sie sind verpflichtet, eine gesetzliche Unfallversicherung abzuschließen. Ansprechpartner hierfür ist die Berufsgenossenschaft für Gesundheits- und Wohlfahrtspflege

Ihre Zulassung 

Ob Ihr ambulanter Pflegedienst eine Zulassung erhält, entscheiden die Pflege- und Krankenkassen. Diese Prüfung ist aufwendig und unterscheidet sich je nach Bundesland. Informationen zur Prüfung finden Sie beim Verband der Ersatzkassen (vdek) und dem GKV-Spitzenverband Bund der Krankenkassen. 

Es werden nicht nur viele der in diesem Blogbeitrag geschilderten Aspekte geprüft, Sie müssen auch nachweisen, dass … 

  • … Sie bei den gesundheitsfördernden Maßnahmen nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern auch deren Angehörige beraten und einbinden
  • … Ihre Tages- und Tourenplanung funktioniert. Für diese Planung eignet sich zum Beispiel die Software eva/3 viva! 
  • … Sie über eine vollständige Pflegedokumentation und -planung verfügen, beispielsweise eva 3 careplan
  • … Ihre Dienstleistungen wirksam sind. 
  • … Sie rund um die Uhr zu erreichen sind und über ein Notfallprotokoll verfügen. 
  • … die Kooperation mit Ärzt:innen, Pflegediensten und stationären Einrichtungen einwandfrei funktioniert. Der Anschluss an die Telematikinfrastruktur (TI) ist dafür besonders geeignet und ermöglicht Ihnen, mit diesen Teilnehmern sich quasi per E-Mail oder Chat auszutauschen – wobei die Daten vollständig gesichert sind.  
  • … Sie über einen Hygieneplan verfügen, der einmal jährlich geprüft und aktuell gehalten werden muss. Bei der Erstellung können Sie sich an den Rahmenhygieneplänen des Länderarbeitskreises zur Erstellung von Hygieneplänen orientieren. Der Hygieneplan beschreibt Maßnahmen zur Desinfektion und Sterilisation – und wer diese Maßnahmen verantwortet. 

Fazit  

Diese vier Punkte sind am wichtigsten: 

  1. Sie sind stressresistent, energiegeladen und überzeugt von der Idee, einen Pflegedienst zu gründen. 
  1. Sie sind als Pflegedienstleitung qualifiziert oder engagieren eine qualifizierte Pflegedienstleitung
  1. Sie erstellen einen durchdachten Businessplan, der Ihre potenziellen Investor:innen überzeugen kann. 
  1. Sie erfüllen die notwendigen Kriterien, damit Sie die Zulassung der Pflege- und Krankenkassen erhalten. 

Die Gründung eines ambulanten Pflegedienstes kann ein Jahr dauern – oder sogar länger. Daher ist es ratsam, frühzeitig Unterstützung von Expert*innen im Gesundheitswesen in Anspruch zu nehmen, um den Prozess zu beschleunigen und Verzögerungen zu vermeiden. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! 

Über opta data: Seit 50 Jahren entwickeln wir passgenaue Services und digitale Lösungen für den betrieblichen Alltag in verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens. Als Innovationsführer treiben wir Wandel und Veränderungen mit neuen Ideen voran. Als aktiver Gestalter der Digitalisierung unterstützen wir Kund:innen und weitere Akteur:innen im Gesundheitswesen dabei, ihre Pläne zu verwirklichen.